Das erste Mal Mama. Finn, mein Mini-Me.

Als mein erster Sohn geboren wurde, war ich gerade 21 Jahre jung. Er hat mich das erste Mal zur Mama gemacht. Die Schwangerschaft war sehr intensiv, ich habe sehr viel gelesen, war aktiv in sämtlichen Communities und hätte am liebsten mein Glück mit der ganzen Welt geteilt. Ich war im Reinen mit mir. Nach der Geburt hat sich das schlagartig geändert, meine Hormone haben verrückt gespielt, die Geburt war heftig und schmerzhaft und hat seelische und körperliche Wunden hinterlassen. Niemand hat mich darauf vorbereitet, dass das Wochenbett eine psychische, so wie physische Extremsituation ist, und ich war mit dieser Bandbreite an Gefühlen, überfordert. Es hat lange gedauert, bis ich in meiner Rolle als Mama angekommen bin, aber ich habe es geschafft.

Finn. Mein Mini-Me, mein Spiegel. Das macht es uns nicht immer leicht miteinander, im Gegenteil, wir haben schon einige große und kleine Konflikte hinter uns. Dennoch, ich spüre in jedem Augenblick mit ihm, dass er etwas ganz Besonderes ist. Er ist sehr sozial, sehr bedacht darauf zu gefallen, alle zufrieden zu stellen, sehr sensibel, sehr ängstlich. Manchmal möchte ich ihm so gerne den Druck nehmen, den er sich macht.

Er ist wissbegierig, smart, ein absolutes “Naturkind”, aber immer “edelmütig”, niemals plump, untypisch für einen “Buben” würden die Meisten sagen. Genau richtig, sage ich. Er hat die Gabe, dass sich die Menschen in seiner Umgebung angenommen und gewertschätzt fühlen. Er geht offen auf die Menschen zu, hört sich ihre Geschichten an und jongliert gekonnt mit den richtigen Worten zur richtigen Zeit. Finn ist leidenschaftlicher Koch und zaubert im Alleingang schon mal ein 3-Gänge Menü. Finn ist ein ganz besonderes Kind, offen, kommunikativ, höchst empathisch und sehr selbstkritisch. Er reflektiert sich ständig selbst, möchte immer das Richtige tun und hat einen starken Gerechtigkeitssinn.

Wir sind so eng miteinander verbunden, und uns so ähnlich, dass ich manchmal das Gefühl habe, dass wir nicht nur blutsverwandt sind, sondern auch seelenverwandt. An manchen Tagen spüre ich, wie sehr er mit all den Emotionen kämpft, die links und rechts auf ihn einprasseln. Ich weiß dann sehr gut, wie es ihm damit geht und ich weiß, dass es nicht immer einfach ist hochsensibel zu sein. Er ist die kleine Lisa, die ich vor vielen, vielen Jahren war, und die ich langsam wieder in mir entdecken darf, weil er mich gekonnt auf diesem Weg zu mir selbst begleitet. Ich bin nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber du mein Bub, du wirst die Erde nähren.

Du und ich, eine Seele in 2 Körpern. Danke, dass du mich täglich herausforderst und mich an meine Grenzen bringst, ich bin unglaublich dankbar, dass du mich als deine Mama ausgewählt hast! “

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