Am 21.10 bin ich um 5.30 morgens aufgewacht und mir war klar : heute wird unsere Tochter geboren.
Ich legte meine Hand auf den Bauch, und hab ihre Bewegungen zum letzten Mal ganz bewusst wahrgenommen. Mein Bauch wurde schon am Abend zuvor regelmäßig hart, aber plötzlich kam dieses typische Ziehen am Muttermund hinzu. Ich verständigte meine Mutter und meine beste Freundin dass Otti sich wohl bald auf den Weg machen würde und ich die beiden schon gerne in der Nähe hätte. Mit der Wehenapp versuchte ich die Wehen zu dokumentieren, aber sie waren mehr als unregelmäßig-manchmal nur alle 25 Minuten. Außerdem war die Intensität der Wehen noch zu schwach um von Geburtswehen zu sprechen , aber auch zu stark um als Vor oder Senkwehen durchzugehen. Ich war ängstlich, hab geweint, die Angst vor den Schmerzen hat mich regelrecht eingenommen. Gegen 9:30 kamen meine Freundin, ihr Freund und meine Mutter. Eigentlich war der Plan noch gemeinsam die Wohnung zu putzen, denn aufgrund des Umbaus, herrschte überall Chaos. Gegen 11:00, nachdem ich 3 Wehen in kurzen Abständen hatte, drängte meine Mutter dazu, ins Krankenhaus zu fahren “Das wird schnell gehen!” sagte sie.
Aus Angst, ich könnte mein Kind im Auto bekommen, oder zu Hause zwischen meinen aufgedrehten Zwergen, habe ich mich also dazu breit schlagen lassen, ins Krankenhaus zu fahren. Johannes und meine Mutter haben mich begleitet, meine beste Freundin ist bei den Kindern geblieben. Aber schon im Auto wusste ich, ohne regelmäßigen und starken Wehen, wird das nichts. Im Krankenhaus angekommen, durfte ich in den Kreißsaal einziehen, ich war aufgeregt, nervös und ängstlich. Gegen 12:00 kam meine Tante (und Hebamme) und untersuchte mich, der Muttermund war immer noch sakral und nur 2 cm geöffnet. Weil die Wehen immer noch recht unregelmäßig und teilweise nur alle 45 Minuten kamen, hat sie den Muttermund etwas aufmassiert und mir ein paar Globuli gegeben, die schon bei Adam wahre Wunder bewirkt hatten. So tigerte ich weiterhin durch die Krankenhausgänge, nicht bereit loszulassen, mit vielleicht 2 Wehen pro Stunde. Irgendwann gegen 15:00 war ich nur noch demotiviert, müde und genervt – die wenigen Wehen waren nahezu verschwunden… Also wollten wir noch einen letzten Versuch mit Akupunktur und Muttermundmassage starten, und sollte das nicht fruchten, wieder zurück nach Hause fahren.

Wir machten also nochmal eine Sitzung Akupunktur inklusive der “heißen” Punkte. Meine Tante gab mir dann noch Bachblüten, gegen die Angst und um besser loslassen zu können. Ich weiß nicht warum, aber plötzlich legte sich ein Schalter in mir um, plötzlich fühlte ich mich bereit, jetzt wollte ich unbedingt meine Otti in den Armen halten. Mir liefen ständig die Tränen weil ich so gerührt war “Bald lernen wir uns kennen, mein kleines Mädchen.
Sage und schreibe 5 Minuten nach der Bachblütengabe um 16.00 haben auch schon die Wehen angefangen, und das regelmäßig alle 2-3 Minuten. Ich lief also weiterhin auf und ab und bei jeder Wehe freute ich mich und bejahte diese mit: “Super Otti, wir schaffen das!” Zwischendurch liefen wieder die Tränen, es war ein Wechselbad der Gefühle. Die Wehen waren der Weg zu meiner Tochter, und jede einzelne habe ich dankbar angenommen. Diesmal wollte ich meinen Mann dabei haben, ich wollte diesen Moment gemeinsam erleben und in unseren Gedanken konservieren. Gegen 16:40 wechselten wir also in den Kreißsaal.
Im Kreißsaal angekommen wechselte ich ins schicke Netzhoserl, und veratmete meine Wehen stehend ins Tragetuch geklammert… Recht schnell hab ich begonnen mitzuschieben, und meine Hebamme gebeten den Gebärhocker zu holen. Ich habe bis auf Adam und Greta, alle Kinder auf dem Hocker bekommen und wollte auch Otti im Sitzen empfangen. Mein Mann setze sich hinter mich, seine Anwesenheit gab mir Kraft, und das Gefühl in absoluter Sicherheit zu sein. Trotz Pressdrang war der Muttermund erst bei 8 cm, und meine Tante hat während den Wehen versucht ihn wegzuschieben um Platz für Ottis Kopf zu schaffen. Außerdem war Otti noch nicht ins Becken gedreht also habe ich 3 weitere Wehen nochmal im Stehen veratmet bis der Muttermund endlich vollständig geöffnet war. Ich nahm erneut Platz auf dem Hocker, die Blase sprang und ich hatte eine unglaublichen Pressdrang. Nach 3 Presswehen kam Otti in einer einzigen Wehe auf die Welt.
Es war 17:12 als mein Mädchen geboren wurde, sie lag vor mir auf dem Boden, voller Käseschmiere und so winzig klein. Ich hab sie hochgehoben und konnte gar nicht glauben wie einfach und wunderschön diese Geburt gewesen war. Vor allem die Presswehen habe ich wie in Trance erlebt, so kraftvoll und doch so friedlich. Wir wechselten relativ schnell aufs Bett und ich genoß das Bonding mit meiner wunderschönen und absolut perfekten Tochter. Ich weiß nicht wie oft ich gesagt habe ” Sie ist so wunderschön…” Liselotte, so vertraut sie mir schon in der Schwangerschaft war, nach der Geburt hat sich dieses Gefühl nochmal verstärkt : unsere Seelen kennen sich schon ewig, und nun haben wir sogar dasselbe Sternzeichen.
Willkommen in unserer Familie, kleine Liselotte.
Echt sehr schön, wie du über deine Kinder schreibst. Man spürt die Liebe… ich sehe viele Parallelen zu mir. Für mich ist auch jedes einzelne meiner Kinder etwas ganz Besonderes und Einzigartiges und auch jede Geburt ein berührendes Erlebnis, dass ich nie nie vergessen werde…
Ich finde es toll, was du machst und wie du es machst. Liebe Grüße von Lisa