Und plötzlich war alles anders.
Heute erzähle ich euch von dem Wendepunkt in meinem Leben, der die Angst hat explodieren lassen, sodass ich eine lange Zeit, ein sehr leidvolles Leben hatte und auch wenn ich es geschafft habe, diese unerträgliche Form der Angst wieder abzuschütteln, habe ich immernoch Gänsehaut und mein Herz wird ganz schwer, wenn ich an diese Zeit zurück denke…
Die Wendung begann im Mai 2016, Oskar, mein zweitgeborener Sohn, hatte plötzlich vermehrt blaue Flecken, häufig Nasenbluten und ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Nach ein paar Tagen, beschloss ich, doch etwas unruhig und besorgt, dass es Zeit für einen Besuch bei unserem Kinderarzt wäre. Dort angekommen, erlebte ich nach kurzem Gespräch mit dem Arzt und Oskars Untersuchung, den größten Schock meines Lebens. Wir bekamen nämlich sofort eine Überweisung für das Krankenhaus, auf der Überweisung stand ganz deutlich und lesbar geschrieben: Abklärung – Verdacht auf Leukämie! ….. Und plötzlich war alles anders.
Ich weiß noch, ich saß im Auto auf dem Weg ins Krankenhaus und habe geweint wie ein Schlosshund, so wie ich vielleicht noch nie davor in meinem Leben geweint hatte. Diese epochale Angst um mein Kind, diese Hilflosigkeit, dieses Gefühl von Ohnmacht. Es war einfach unmenschlich und alles war wie in einem schlechten Traum. Mein Mann der sonst immer, wirklich immer, mein Fels in der Brandung war, hatte dicke Tränen in den Augen. Meine Unsicherheit stieg von Minute zu Minute ins Unermessliche.
Nach einer gefühlten Ewigkeit des Wartens im Krankenhaus, kam dann endlich die Diagnose. Oskar hat Immunthrombozytopenie, kurz genannt ITP, eine Autoimmunerkrankung.

Ich war so unendlich erleichtert, dass mein Kind kein Krebs hatte, mein Kind war zwar krank, aber mit sowas lässt sich in der Regel gut damit leben. Und trotz großer Erleichterung, ging es mir auch nach dieser Gewissheit, nicht mehr gut. Ganz und gar nicht mehr gut. Ab diesem Tag hatte sich eine Art der Angst in mir festgebissen, die ich in dieser Intensität noch nie erlebte, dieser Tag sollte alles verändern, meine Leichtigkeit und Lebensfreude waren von der Bildfläche verschwunden. Das Trauma verflog nicht einfach wieder so schnell, wie es gekommen war. Leider.
Einige Tage nach diesem Ereignis, begannen eigenartige und unerklärliche körperliche Symptome in mir Vormarsch zu nehmen, die ich so bisher nicht kannte. Von starken Magenschmerzen über verschleiertes Sehen, Zittern, Herzklopfen, Muskelzuckungen, Atemnot, bis hin zur totalen Schwäche war alles dabei. In mir stieg die Panik hoch, es wurde täglich schlimmer, ich habe nächtelang nicht mehr geschlafen und alle meine Symptome gegoogelt, an Essen war gar nicht mehr zu denken und ich drehte mich irgendwann nur noch im Kreis.
Ich hatte einfach nur noch schrecklich große Angst! Und das nicht nur einmal für einen Schreckmoment, für eine kurze Sequenz, nein, ich hatte sie in jeder Minute spürbar in meinem Körper. Die Angst regierte über jeden meiner Gedanken. Ich hatte Angst meine Kinder zurücklassen zu müssen. Angst sie nicht aufwachsen zu sehen, Angst zu sterben. Angst alles zu verlieren was mir wichtig war. Angst vor mir und meiner Angst.
Am dritten Tag ohne Schlaf, mit endlosen Panikattacken habe ich gewusst, jetzt muss ich handeln. Denn so konnte ich nicht mehr weitermachen. Ich nahm meinen Mann zur Seite und sagte zu ihm “Ich muss jetzt sofort in eine Klinik…!” Und schon bei diesem Satz war mir die Tragweite bewusst, die das alles erreicht hatte….
Ich wusste, dass ich kurz vor einem kompletten Nervenzusammenbruch stand, und dass es jetzt an der Zeit war, Hilfe zu holen.
Aber wohin mit mir? Ich hatte ein kleines Baby, Adam war gerade erst 5 Monate alt. Er brauchte seine Mama. Genauso wie alle meiner Kinder. Mir blieb also nur eines.. Ich griff zum Telefon und wählte die Nummer des psychosozialen Notdienst….
Liebe Lisa, eigentlich bin ich gar nicht so der Blogger Leser/ Verfolger aber deine Ehrlichkeit hat mich sehr berührt. Denn, ich kenne diese Gefühle an Ohnmächtig, an Angst vor der eigenen Angst, an die Entscheidung sich mit zwei kleinen Kindern einweisen und helfen zu lassen. Es ging nichts mehr, meine Kinder hatten keine Wahl meinen Ängsten ausgesetzt zu sein. Auch wenn nicht betroffene der Meinung waren, man könne sich mit damals noch 4 Kindern, auch 2016, keine Depressionen leisten…
Angefangen hatte alles nach wunderbarer Geburt mit einer Anämie, daraus resultierenden Atemnot plötzlich nachts – 6.Wochen nach der Geburt, dann RTW Rufung.
Nach Behebung, blieben die Ängste. Angst vor unheilbaren Lebensbedrohlichen Krankheiten, mit Übertragung meiner, auf die der Kinder. Unzählige Panikattaken verschiedener Intensitäten.
Mit VitD3, Vitaminen/ Mineralien, ansehen von Schildrüse/Progesteron konnnte ich mich langsam berappeln – aber es hat Spuren hinterlassen.
Danke für deinen Mut, ich fühle mit Dir – auch wenn man denkt, man wäre allein damit.💛
Liebe Lisa.
Ich musste weinen bei deinen Worten. Einmal weil ich gerührt war, dann dankbar für deinen Mut und auch weil ich zurück versetzt war in meine schlimmsten Phasen und jedes Wort nachvollziehen konnte. Vor allem die Sache mit dem Verlust der unbeschwertheit und der Leichtigkeit und Freude am Leben sind mit das schlimmste. Ich bin nach der Geburt meiner Tochter über den Berg aber immer mal poppt es leider noch hoch. Ich habe wirklich Angst nicht mehr zu meinem alten ich zurück zu finden. Auch bei mir wurde es durch einen Trigger von jetzt auf gleich ausgelöst und hat mich durch die Hölle gehen lassen.
Ich bin in psychiatrischer und psychologischer Behandlung und versuche immer in gutem Kontakt mit mir selbst zu stehen. Und an meinen Verstand zu appellieren der sich dann über die hoch kochenden Gefühle stellen muss.
Für einen hoch emotionalen Gefühlsmenschen leider nicht einfach. Aber ich war schon immer ein Kämpfer und gebe auch hier nicht klein bei. Ich werde alles geben um einigermaßen zur “Alten Meli” zurück zu finden. Wenn auch Narben bleiben und vieles einen fahlen Beigeschmack behalten wird.
Mir hat es gut getan zu lesen das eine so tolle Frau wie du auch kämpft und das offenbar richtig erfolgreich hin bekommt. Das macht Mut und man fühlt sich nicht allein.
Ich bin unbekannterweise im Geiste bei dir
Liebe Grüße von Meli
Ich verstehe dich so gut. Manchmal geht es mir genau so .aber das sehe ich nicht mehr als krankheit. Seitdem ich mama geworden bin. Bin ich auch so überbesorgt. Das ist normal
Sibel 🙂